Liberty: Roman by Jakob Ejersbob
Autor:Jakob Ejersbob [Ejersbob, Jakob]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3442752868
Herausgeber: btb Verlag
veröffentlicht: 2011-10-13T22:00:00+00:00
Christian
Der Alte schläft noch, als ich aufwache. Ich gehe in die Küche. Sonntag, Juliaz hat frei. Röste Brot, brate Bacon und Eier, setze Wasser für den Kaffee auf. Ich will alles. Frühstücke und lese dabei Ian Flemings Thunderball. Die Bibliothek in der ISM ist voll mit solchem Zeug. Wenn die Schüler nach Hause fahren, nehmen sie all ihre seriösen Bücher mit. Aber Ãbergepäck ist teuer, also werden die Schundromane der Schulbibliothek vermacht. Ich koche mir noch eine Tasse Kaffee. Setze mich drauÃen in den Schatten, ein wenig schwer im Kopf â es wird der Irish Coffee gewesen sein, den ich bei Larssons getrunken habe.
Ich höre ein Auto. Es ist Gösta. Er ist auch auf dem Fest gewesen und wirkt angespannt, als er aussteigt.
»Ist dein Vater wach?«, fragt er.
»Noch nicht. Willst du etwas von ihm?«
»Ich werde ihn wecken müssen«, sagt Gösta und kommt aufs Haus zu.
»Ist irgendwas passiert?«
Er bleibt mit der Hand auf der Klinke stehen.
»Jonas ist tot«, sagt er und geht hinein.
»Tot?« Ich folge ihm. »Wieso?« Gösta geht über den Flur zum Schlafzimmer.
»Katriina fand ihn heute Morgen in der Sauna. Tot.«
»Aber wie?«
»Ich weià es nicht.« Gösta öffnet die Tür zum Schlafzimmer. Ich folge ihm, aber er legt mir die Hand auf die Brust.
»Geh nach drauÃen, Christian. Ich sage es ihm.« Dann schlieÃt er die Tür. Ich bleibe zwei Sekunden stehen, überlege, ob ich horchen soll, entscheide mich aber dagegen. Gehe nach drauÃen, zünde mir eine Zigarette an. Es vergeht eine gewisse Zeit, dann höre ich den Alten im Badezimmer; Gösta geht in die Küche und hantiert mit dem Elektrokocher. Ich rauche zu Ende und drücke die Zigarette aus, als ich höre, wie der Alte in die Küche kommt. Ich gehe zu ihnen. Vater sitzt mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch, grau im Gesicht.
»Du musst etwas essen«, sagt Gösta. Der Alte kaut ein wenig auf einem Stück Toast. Isst eine Banane. Sieht mich an.
»Wir fahren jetzt zu Katriina und sehen, ob wir ihr irgendwie helfen können«, sagt er.
»Ich komme mit.«
»Nein.«
»Aber mein Motorrad steht dort.«
»Das kannst du später abholen.»
»Ich brauchâs aber.«
»Später«, erklärt er und bedenkt mich mit einem Blick, der mich still sein lässt. Soll ich ihm den Schlüssel geben und darum bitten, dass Marcus es hierherbringt, damit ich erfahre, was dort vor sich geht? Aber der Alte stellt die Kaffeetasse ab, erhebt sich schwerfällig und geht auf die Toilette. Ich höre, wie er sich erbricht. Gösta trinkt seinen Kaffee. Sieht mich an und hebt ein einziges Mal die Augenbrauen. Als der Alte zurückkommt, riecht er nach Zahnpasta. Er zeigt auf mich.
»Du bleibst hier, bis ich zurück bin«, sagt er. Ich nicke. »Ich meine es ernst.«
»Okay, okay«, sage ich.
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